Universität Marburg – Das Haus aus Pappmaché

Paranormal activities! Gelegentlich streiften die tgm-Beiträge die Welten von Holger Schnepf, besser bekannt als Endariel alias „Emperor Caligula“ auf seinem gleichnamigen YouTube-Kanal. Seit nunmehr rund einem Jahrzehnt läßt er uns teilhaben an gesellschaftlichen Beobachtungen, lehrreichen historischen Exkursionen, religiösen Betrachtungen und bemerkenswert persönlichen Privatheiten.

Wer ist Holger Schnepf? Er wurde 1971 in Baden-Württemberg geboren und zog mit seiner Familie als Kind nach West-Berlin. Daher auch seine eigentümliche Mundart, mal berlinerisch, mal schwäbelnd, doch meistens spricht er Hochdeutsch. Obwohl in ziemlich direkter Linie von Martin Luther abstammend, plagten ihn schon als Jugendlichen Zweifel an der Unfehlbarkeit des Christentums, und er gelangte über einen Umweg Richtung germanischem Heidentum schließlich zum altrömischen Heidentum. Hier blieb er und stieg bis zum Priester auf. Auch schamanische Praktiken, die Kabbala, Okkultismus und Satanismus sind ihm nicht fremd. Seine Homosexualität sei dabei nur am Rande erwähnt.

Schnepf studierte Soziologie, Geschichte und Philosophie. Er schrieb Bücher zu verschiedenen Themen, teilweise unter seinem richtigen Namen, teilweise unter Pseudonym. Einige Zeit verbrachte er aus beruflichen Gründen in Japan; noch heute berichtet er von den Japanern mit Hochachtung. Die Chinesen betrachtet er trotz gelegentlicher Rückgriffe auf Laotse und Konfuzius als moralisch weniger hoch stehend. Sein Lebenspartner verstarb in jungen Jahren, was ihn sehr mitnahm. Gesundheitlich ging es ihm selbst in den Folgejahren immer schlechter, so daß er schließlich nicht mehr erwerbsfähig war und Hartz IV beantragen musste. Fortan lebte er mit seinem Vater, mit dem er wesentlich besser auskam als mit seiner Mutter, in einer recht geräumigen Wohnung in Berlin-Spandau. Gute Männergespräche wechselten mit einer Flucht in virtuelle Videogamewelten, Science Fiction und Fantasy ab. Mitte des vergangenen Jahrzehnts starb sein Vater, was ein harter Schlag für Schnepf war.

Sein Vlogging jedoch erhielt dadurch einen Kreativitätsschub. Die Followerzahlen stiegen und er vernetzte sich zusehends mit neuen Leuten. Dabei musste er manchmal über seinen eigenen Schatten springen, betrachtete er sich doch bis zu der von Merkel ausgelösten „Flüchtlingskrise“ eher als linken Sozialdemokraten. Nunmehr fand er sich in rechten Kreisen wieder, was einer gewissen Anpassungsphase bedurfte. Auch die Videos, in denen er nun des Öfteren sein Gesicht zeigte, zum Beispiel in Interviewsituationen, waren ihm nicht immer angenehm. Ausgleich bot ihm die Malerei.

Seine leidliche Gesundheit erhielt einen Rückschlag, als er als alleinlebender Hartzer aus der angestammten Wohnung rausmusste, in der so viele Erinnerungen an seinen geliebten Vater manifestiert waren. Zwar berichtete der Emperor in seinen Clips immer ziemlich angewidert von „seinem“ Höllenpenny, den er zwecks Lebensmittelbesorgung von Zeit zu Zeit aufsuchen musste. Doch die neue, viel kleinere Bleibe, immerhin auch noch in Spandau, machte es einschließlich des „Höllenedekas“ in der Nähe eher schlimmer.

Zu „Corona“ und zwei Jahre später zu Rußlands Eintritt in den Ukrainekrieg entwickelte Schnepf jeweils zu Anfang eigentümliche Ansichten, mit denen er temporär sehr auf Mainstreamlinie lag, womit er einige Follower vor Rätsel stellte. Es kam zu Konflikten, und der Emperor stand kurz davor, die Brocken hinzuschmeißen und alle Videos zu löschen. Schließlich beruhigte sich die Lage etwas, und Schnepf fand zu seiner kritischen Grundhaltung zurück.

Ein paar Monate vor Beginn der berüchtigten Coronarestriktionen, im Oktober 2019, also in dem Monat des mysteriösen „Events 201“, veröffentlichte Emperor Caligula ein YouTube-Video mit dem Titel „Das Haus aus Pappmaché“. Die Handlung ist Teil seines umfangreichen Traumtagebuchs. Hochgeladen wurde der Clip ziemlich bald nach dem Erwachen, jedenfalls noch am gleichen Morgen, es ging also um einen ganz frischen Traum. Er sah sich darin bei einer Bewerbung um eine Dozentenstelle in der Universität Marburg. Schnepf behauptet, nicht mal ganz sicher zu sein, ob Marburg überhaupt eine Universitätsstadt ist. Merkwürdig für einen deutschen Akademiker, würde allerdings zu seiner gelegentlich durchscheinenden West-Berliner Überheblichkeit bezüglich seines Blicks auf das „provinzielle“ Trizonesien passen. Kurz und gut, im Traum bemerkt er plötzlich eine bauliche Instabilität in den Räumen und Gängen, es beginnt zu wackeln, Wände und Decken stürzen ein und er stellt fest, daß nichts massiv, sondern alles aus Pappmaché ist.

Am ersten Dezemberwochenende 2023 stürzte nun in der Universität Marburg die Decke des Hörsaals für Jura und Wirtschaftswissenschaften komplett ein, zum Glück wurde niemand verletzt. Das betreffende Gebäude ist 100 Jahre alt. Ein ähnlich monumentales, rätselhaftes Ereignis wie im November ganz in der Nähe der Einsturz des Daches der Kasseler Elisabethkirche, wir berichteten.

Der vollkommen zerstörte Hörsaal 205 der Philipps-Universität Marburg an der Lahn

13 Kommentare

  1. Ja der Typ ist mir auch immer wieder mal aufgefallen in den vergangenen Jahren. Er hat auch eine dunkle Seite. Wehe, wenn er Lovecraft liest.

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  2. Ganz ehrlich: Seit seinen divenhaften, theatralischen Auftritten zu Beginn der Coronakampagne und des russischen Eintritts in den ukrainischen Bürgerkrieg hege ich schon den Verdacht, er könnte zum System gehören. Klingt komisch, ist aber so. Kontrollierte Opposition. Gatekeeper. Cointelpro. Und gelegentlich Agent Provocateur und Enfant Terrible. Auch seine unverhältnismäßige Verherrlichung von Okkultismus und Satanismus geben einen Hinweis. Wer weiß schon, wie es um seine Gesundheit wirklich steht und wie finanziell notleidend er tatsächlich ist.

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  3. Deutschland ist durch und durch morsch. Fast alle Gelder fließen ins Ausland, im Inland zerbröckelt die Infrastruktur, und die neuen Zahlen der PISA-Studie sind katastrophal! Naja, dann braucht man bald keine Universitäten mehr…

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  4. Ein ziemlich doppelbödiger Traum. Es geht um marode Infrastruktur und sonstige Instabilitäten, aber auch um Verwerfungen im Bildungs- und im gesamtgesellschaftlichen Bereich. Eine notdürftige Fassade platzt ab. Zum Vorschein kommt das schiere Grauen. Hybris, Selbstüberschätzung und Großmannssucht treten offen zu Tage und werden entlarvt.

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